Pro·kras·ti·na·ti·on
/Prokrastinatión/
Substantiv, feminin [die]
GEHOBEN
1. das Verschieben, Aufschieben von anstehenden Aufgaben, Tätigkeiten
Eigentlich bin ich keine Heldin der Prokrastination. Schon in der Schule hatte ich Referate meist weit vor dem Abgabetermin fertig. Und auch heute schreibe ich mir täglich To-do-Listen und kann in 99% der Fälle mehr als die Hälfte meiner anstehenden Aufgaben bereits mittags abhaken. Wenn ich mir etwas vornehme, ziehe ich es auch durch.
Im Normalfall.
Bei meinem 1. Blogeintrag sah das ganz anders aus.
Wo soll ich denn anfangen?
Und wie?
Was, wenn niemanden interessiert, was ich zu sagen habe?
Wer bin ich, dass ich glaube meine Erfahrungen könnten Anderen weiterhelfen?
Das Projekt vom eigenen Blog schmetterte mir unglaublich viele negative Glaubenssätze um die Ohren.
„Vielleicht sollte ich es lieber lassen.“
Und dann fiel mir eine Parallele auf: zu der Zeit, in der meine Essstörung unglaublich stark war. Ich fühlte mich auf einmal 5 Jahre zurückversetzt…
Zurückversetzt in eine Zeit, in der ich, eingenommen von meiner Essstörung, sowohl psychisch als auch physisch am absoluten Tiefpunkt angelangt war.
Zurückversetzt in eine Zeit, in der ich keinen Sinn mehr in meinem Leben sehen konnte und am liebsten gestorben wäre.
Es war damals eigentlich so naheliegend mich für den Weg der Heilung meiner Essstörung zu entscheiden. Trotzdem habe ich diesen Weg noch viel zu lange Zeit nicht eingeschlagen.
Ich hatte so unglaubliche Angst.
Es war einfacher mein Leben weiterhin aufzuschieben und in der Essstörung gefangen zu bleiben.
Ich habe geglaubt, dass ich irgendwann schon an den Punkt kommen würde, an dem ich mich bereit fühlen würde. An dem ich die Essstörung dann hinter mir lassen könnte. Bis dahin würde ich mir einfach einreden, dass der perfekte Zeitpunkt für die Heilung noch nicht gekommen ist…
Kommen dir diese Gedanken bekannt vor?
Lass dir gesagt sein, dass es den perfekten Zeitpunkt für die Heilung deiner Essstörung nicht gibt.
Du wirst dich niemals dünn genug, krank genug oder bereit genug fühlen deine Essstörung gehen zu lassen.
Fang an!
Und zwar nicht morgen, nicht nächste Woche und schon gar nicht nächsten Monat. Sondern heute! Keiner hält dich auf – außer du selbst.
Ich sage nicht, dass du vom einen auf den anderen Tag geheilt sein wirst. Die Heilung ist ein Prozess. Ebenso wie du nicht vom einen auf den anderen Tag essgestört warst, kannst du auch nicht erwarten, vom einen auf den anderen Tag wieder gesund und frei zu sein.
Aber wenn du deiner Essstörung heute den Kampf ansagst und entgegen deiner negativen Gedanken handelst, bewegst du dich erstmals in die richtige Richtung.
Und ich verspreche dir – es wird leichter. Von Tag zu Tag.
Jede noch so kleine Veränderung macht auf lange Sicht einen großen Unterschied.
Ich verstehe deine Sorgen, Ängste und Unsicherheiten. Ich hatte Sie auch. Auch ich habe mich nicht bereit gefühlt meine Essstörung loszulassen. Aber mein Hunger auf das Leben war größer. Ich wusste tief in meinem Inneren, dass das Universum mehr für mich bereithält.
Aufgeben konnte ich später.
Es gibt Momente im Leben, in denen man ins kalte Wasser springen muss. Auch wenn man nicht weiß, was kommt, wie es weitergeht und wohin der Weg führt. Manchmal muss man einfach anfangen!
Ich habe mich heute in diese Zeit zurückversetzt gefühlt und gemerkt, dass ich es schon einmal geschafft habe. Und meinen Kopf auszuschalten und einfach zu beginnen war hinsichtlich meiner Essstörung bedeutend schwieriger als das Projekt vom eigenen Blog anzugehen ;)
Ich habe meine Zweifel bei Seite gelegt und losgelegt. Andernfalls könntest du diese Zeilen jetzt nicht lesen. Also:
Willkommen auf meinem Blog – bunte Zebras!
Ich bin hier, um dir zu helfen. Nach und nach möchte ich meine Erfahrungen mit dir teilen und dich auf deinem Weg aus der Essstörung begleiten.
Du bist hier. Du bist am Leben. Du bist bereit, denn du bist es wert!
A tiny bit of courage is always a good place to start!
Alles Liebe,
deine Saskia
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