Die Essstörung loszulassen ist unglaublich beängstigend.
Da ist zum einen die Angst vor bestimmten Lebensmitteln und vor einer Zunahme, zum anderen aber auch die Angst vor der Leere, vor dem Loch, das die Essstörung hinterlässt, wenn sie erst einmal nicht mehr da ist.
Wie oft haben dir Ärzte, deine Familie oder Freunde schon gesagt, dass es sich lohnen wird gesund zu werden?
Und wie oft hast du genau das angezweifelt?
Wer sagt denn, dass sich die Heilung der Essstörung lohnt?
Was, wenn es sich ausgerechnet bei mir nicht lohnt?
Was, wenn ich am Ende nach wie vor nicht glücklich bin?
Was, wenn ich immer noch genauso unglücklich bin, wie jetzt?
Es ist normal und auch okay, dass du Angst hast. Mit der Entscheidung für die Heilung deiner Essstörung beginnt eine Reise ins Ungewisse. Schließlich begleitet deine Essstörung dich nicht erst seit gestern. Wahrscheinlich begleitet sie dich seit vielen Monaten, Jahren, vielleicht auch seit Jahrzehnten. Bei vielen beginnt die Essstörung schon vor oder während der Pubertät und zieht sich dann bis ins Erwachsenenalter. Die Essstörung war immer da.
Was bleibt denn, wenn wir die Essstörung gehen lassen?
Wer bin ich ohne die Essstörung?
Diese Frage habe ich mir im letzten Jahr besonders häufig gestellt und gemerkt, dass es viel weniger darauf ankommt, wer ich ohne die Essstörung bin, sondern wer ich ohne die Essstörung sein will.
Be who you want to be.
Ich habe auf meinem Heilungsweg große Erfüllung in kreativen Beschäftigungen gefunden und dachte mir deshalb, dass es ganz schön wäre einige kreative Beschäftigungsmöglichkeiten in einer mehrteiligen Serie mit dir zu teilen.
Vielleicht hast du Lust das ein oder andere auszuprobieren. Vielleicht findest auch du Erfüllung in Kreativität. Vielleicht hilft es dir aber auch nur, dich auf andere Gedanken zu bringen, dich abzulenken, aus dem negativen Gedankenkreisel auszubrechen, in dem dich deine Essstörung gefangen hält.
Und das ist auch schon etwas wert.
Das Vision Board
Ich möchte damit beginnen dir das „Vision Board“ vorzustellen. Ich hatte es im letzten Beitrag schon einmal kurz angeschnitten. Letztes Jahr habe ich mich ausgiebig mit der Erstellung meines Vision Boards beschäftigt und nicht nur großen Spaß daran gehabt, sondern auch eine ordentliche Portion Motivation für die Heilung meiner Essstörung mitgenommen. Wieso? Genau das erfährst du hier.
Was ist ein Vision Board überhaupt?
Das Vision Board (dt. Zielcollage) hilft dir deine Wünsche, Träume, Sehnsüchte und deine Lebensvision zu visualisieren und dadurch auch zu manifestieren. Das Vision Board bietet dir die Möglichkeit Bilder, Fotos, Worte oder auch Zitate, die deine Ziele aus den verschiedensten Lebensbereichen widerspiegeln, anzubringen.
Dadurch lebst du fokussierter, weil du deine Ziele klar definiert hast.
Gleichzeitig lebst du aber auch aktiver, weil du deine Ziele vor Augen hast und durch deine klar visualisierten Visionen unterbewusst schon weißt, was die nächsten Schritte sind.
Du handelst somit schon im Einklang mit deinen Visionen, wodurch Zweifel viel weniger Macht haben.
Wie erstelle ich ein Vision Board?
Ganz wichtig: Bei der Gestaltung deines Vision Boards gibt es kein Richtig oder Falsch! Du findest eine Menge Inspiration auf Pinterest oder Instagram. Doch nutze diese bitte nur als Hilfestellung.
Schließlich geht es letzten Endes um dein Visionboard. Es soll deine Wünsche, Träume, Sehnsüchte und Visionen widerspiegeln, dir gefallen und auch nur dich motivieren.
Befrei dich von Perfektionismus oder lockere deinen Perfektionismus zumindest ein wenig ;)
Es kann passieren, dass dein Vision Board am Ende anders aussieht, als du es dir anfangs noch vorgestellt hast. Kein Grund gleich hinzuschmeißen. Dein Vision Board soll und darf sich im Laufe der Zeit auch verändern und entwickeln. Genau wie du dich mit der Zeit veränderst und entwickelst
1.) Ziele und Visionen festlegen
Im ersten Schritt geht es darum dir zu überlegen, wer du sein möchtest.
Lass dich nicht von negativen Glaubenssätzen oder inneren Begrenzungen à la „Das schaffe ich nicht!“ davon abhalten groß zu träumen. Wie sieht dein Traumleben aus? Was darf genau so oder noch besser passieren?
Du kannst deine Wünsche und Ziele in verschiedene Bereiche einteilen. Dadurch fällt dir das Strukturieren deutlich einfacher. Mögliche Lebensbereiche sind:
- Beziehung/Partnerschaft
- Geld/Finanzen
- Beruf
- Freizeit
- Freunde/Familie
- Gesundheit
- Abenteuer/Urlaub
- ...
2.) Bildersuche
An dieser Stelle solltest du dir überlegen, ob du dein Vision Board analog oder digital (z.B. auf einer Pinterest-Pinnwand) anlegen möchtest.
Ich persönlich würde dir empfehlen Bilder, Sprüche, Zitate, etc. wirklich auszudrucken und auf einem Vision Board, das du physisch vor dir hast, anzubringen. Dadurch ist das Vision Board noch wirkungsvoller.
Nimm dir für die Bildersuche ausreichend Zeit.
Du kannst selbst Fotos machen oder malen, genauso gut aber Bilder aus dem Internet ausdrucken oder Zeitschriften durchblättern und Dinge ausschneiden, die dich ansprechen.
Sortiere die Bilder dann am besten wieder nach den unterschiedlichen Lebensbereichen.
3.) Gestaltung
Du hast dich für die Gestaltung eines digitalen Vision Boards entschieden?
Dann bist du eigentlich schon fertig. Du kannst die Bilder wie gesagt noch den einzelnen Lebensbereichen zuteilen. Wie wäre es dein Vision Board als Hintergrund auf deinem Handy einzurichten?
So hast du es immer bei dir.
Du hast dich für die Gestaltung eines analogen Vision Boards entschieden?
Dann brauchst du nun eine geeignete Unterlage. Du kannst dir eine Korktafel aus dem Baumarkt besorgen, eine große Pappe oder eine Magnettafel nutzen. Deiner Kreativität sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt.
Ich habe mir letztes Jahr für wenig Geld einen alten, aufbereiteten, hölzernen Fensterladen über eBay Kleinanzeigen besorgt, der mir seither als Vision Board dient.
4.) Einen geeigneten Platz finden
Hast du alle Bilder, Fotos, Zitate, etc. auf deinem Vision Board angebracht? Konntest du die Magie, die von deinem Vision Board ausgeht, bereits spüren?
Damit du diese Magie in Zukunft täglich spüren kannst, damit du deine Ziele und Visionen immer vor Augen hast und damit sich diese letztendlich auch in deinem Unterbewusstsein verankern, solltest du dein Vision Board nun an einem Ort aufstellen, an dem du es jeden Tag siehst: in deinem Schlafzimmer, neben deinem Badspiegel, über deinem Schreibtisch, ... Letztendlich bleibt es dir überlassen.
Ein Experten-Tipp, den ich von Laura Seiler mitgenommen habe: Bedanke dich jedes Mal, wenn du dein Vision Board siehst oder an ihm vorbeigehst dafür, dass deine Wünsche, Träume, Sehnsüchte und deine Visionen genau so wie du sie visualisiert hast oder sogar noch besser, in Erfüllung gehen werden.
Wie hilft mir das Vision Board bei der Heilung meiner Essstörung?
Bei der Erstellung eines Vision Boards geht es darum dir zu überlegen, wer du sein möchtest und wie dein Traumleben aussehen soll. Ich bin mir ziemlich sicher, dass in deinem Traumleben kein Platz für die Essstörung ist ;)
Zu träumen und dir darüber bewusst zu werden, was du in deinem Leben noch sehen, erleben und erschaffen möchtest, ist unglaublich motivierend und kann dir helfen den nötigen Mut zu entwickeln, dich für die Heilung deiner Essstörung zu entscheiden.
Denn Fakt ist: Mit der Essstörung werden die meisten deiner Träume nur Träume bleiben.
Die Essstörung lässt nicht zu, dass du über dich hinauswächst. Dass du dich weiterentwickelst. Dass du frei bist, hingehen und machen kannst, was du willst, wann du willst.
Gleichzeitig ist die Gestaltung deines Vision Boards eine richtig gute Ablenkung an schweren Tagen.
Du kannst dir für die Gestaltung Zeit nehmen und es dir richtig schön machen. Magazine oder das Internet nach schönen Bildern durchforsten, nebenher einen leckeren Tee schlürfen, dir Kerzen anzünden oder Musik anmachen. Du wirst sehen: die negativen Gedanken der Essstörung rücken in den Hintergrund.
Ich würde mich riesig freuen, wenn du dir ein Vision Board erstellst und ein Foto davon mit mir teilst.
Schick es mir gerne auf Instagram: @buntezebras.
Bis dahin wünsche ich dir ganz viel Kraft, schicke dir eine herzliche Umarmung und sage dir:
Sei bunt.
Alles Liebe,
deine Saskia
Kommentar schreiben