Genau wie jeder Mensch ist auch jede Essstörung und jeder Heilungsweg individuell.
Deswegen liebe ich es, mit Menschen in Kontakt zu treten, um mehr von ihnen und ihrer Geschichte zu erfahren. Ich bin fest davon überzeugt, dass jede Geschichte wichtig ist und wir aus den Geschichten anderer immer auch selbst etwas lernen können.
Heute möchte ich dir die Geschichte von Michi erzählen. Diese ist so außergewöhnlich, inspirierend und ermutigend, dass ich mich unglaublich freue, sie mit dir zu teilen.
“Keep the wild wild.
Lasst die Tiere, die Natur, aber auch uns Menschen wieder wild sein.“
- Michi Schreiber
Wild und frech - wie ein Affe. Affen, die spielen in Michis Leben neben ihrem Mann Marc die Hauptrolle.
Michi ist ausgebildete Primatologin und Gründerin einer Tierschutzorganisation für Primaten.
Ihre Vision ist es, so vielen Affen wie möglich ein sicheres Zuhause in Freiheit zu schenken.
Wenn Michi von dieser Vision, den Affen und dem Leben im „südafrikanischen Busch“ erzählt, fangen ihre Augen an zu leuchten. Sie strahlt über beide Ohren und versprüht so viel Lebensfreude, dass es ansteckt. Kaum vorstellbar, dass es Zeiten gab, in denen Michi todunglücklich war.
Schon als Kind liebte Michi Abenteuer, die Natur und exotische Tiere. Sie war lebensfroh und wild.
Während genau diese Eigenschaften sie heute auszeichnen, schämte sie sich in ihrer Jugend dafür. Bei ihren Lehrern und Mitschülern kam sie damit nämlich nicht gut an.
Es wurde eine Menge Druck auf sie ausgeübt, woraufhin Michi anfing, sich anzupassen.
„Ich hatte das Gefühl, einem bestimmten Bild entsprechen zu müssen, diesem aber nicht gerecht zu werden. Das hat mich krank gemacht!“, erzählt sie und spielt damit auf ihre langjährige Magersucht an.
Die Magersucht gab ihr die Möglichkeit zu verschwinden, denn je dünner sie wurde, desto weniger blieb von ihr übrig. Nicht nur von ihrem Körper, sondern auch von ihrer Persönlichkeit oder ihren Werten.
Trotz professioneller Hilfe schaffte Michi es damals nicht, ihre Essstörung vollständig zu heilen.
Kurz vor ihrem Abitur erinnert sie sich 2015 dank einer Wildlife Serie über Wildtiere an die Abenteuerlust aus Kindheitstagen. Sie fasst den Entschluss, als Freiwilligenhelferin nach Afrika zu reisen, um mit exotischen Tieren zu arbeiten. In Südafrika beginnt Michis „Affentheater“, wie sie ihren Werdegang heute liebevoll beschreibt.
Denn inmitten der quirligen Affenbande, beim Spielen mit den Jungtieren, sogar beim Putzen der Gehege und bei der Ernte fühlte sie sich zum ersten Mal wieder am Leben. Und – noch viel wichtiger – hier wollte sie das erste Mal am Leben sein.
"Ich habe mein Herz an die Affen verloren."
Von da an stand für Michi fest, dass sie dem Ruf ihres Herzens folgen und im südafrikanischen Busch mit Affen leben möchte.
Mit diesem Plan trifft sie zurück in Deutschland erst einmal auf viel Unverständnis. Jugendlicher Leichtsinn, eine Aufgabe ohne Zukunftsperspektive oder finanzielle Absicherung – lauter Vorurteile, mit denen Michi immer und immer wieder konfrontiert wurde. Auch wenn das alles andere als leicht war, stand für sie fest, dass sie zurück nach Afrika muss.
Denn hier in Deutschland holten sie all der Druck, all die Erwartungen und damit auch die Essstörung, wieder ein.
„Was passiert, wenn du deinen Traum nicht lebst?“
Eine Frage, die Michi zu ihrer wichtigsten Erkenntnis führt. Ihr wird bewusst, dass sie vermutlich so lange mit der Essstörung lebt, bis sie eines Tages daran stirbt. „Das war Todesangst und die hat Wachstum, Heilung und Lebensmut in mir entfacht.“. Nach einem Jahr hat Michi genügend Geld gespart, um ein zweites Mal nach Südafrika zu reisen. Ihre Rückkehr zu den Affen beschreibt sie, wie nach Hause kommen: „Ich habe gemerkt, dass ich hier hingehöre.“
Die Affen wurden zu Michis größtem Vorbild.
Denn auch die Jungtiere, um die sich Michi kümmert, hatten einen schwierigen Start ins Leben. Und trotzdem geben sie nie auf, kämpfen und schwingen nur kurze Zeit später furchtlos durch die Bäume. Dadurch wird Michi bewusst, dass es auch für sie an der Zeit ist, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen und endlich glücklich zu sein.
Außerdem erkennt sie durch die Affen, dass es nicht nur okay, sondern sogar bereichernd ist, anders zu sein.
Wie wir Menschen ist auch bei den Affen jeder anders. Wir Menschen haben jedoch angefangen uns anzupassen, wollen einem bestimmten Bild entsprechen, eifern diesem nach und wundern uns dann, warum wir unglücklich sind.
Michi hat ihren Freigeist und ihre wilde Seite inzwischen wiedergefunden und sie, darüber hinaus, lieben gelernt.
Michis Leben heute
Die Energie, die durch ihre Arbeit mit den Affen freigesetzt wurde, nutzt sie heute für ihr Herzensprojekt.
Vor 2 Jahren hat sie eine Tierschutzorganisation gegründet, die Freiwilligenhelfer an seriöse Auffangstationen in Südafrika vermittelt. Michi betont, dass es leider viele Organisationen gibt, die sich nie ein Bild der Stationen, mit denen sie zusammenarbeiten, machen. Das führt oftmals dazu, dass Freiwilligenhelfer, also Menschen die sich engagieren und mit ihrer Arbeit eigentlich etwas Gutes tun wollen, letztendlich an Stationen geraten, in denen sie ausgenutzt werden.
Um mit ihrer eigenen Tierschutzorganisation einen Unterschied machen zu können, hat Michi eine Ausbildung zur Primatologin abgeschlossen, zahlreiche Praktika und Fortbildungen in Großbritannien und den USA absolviert und verschiedene Stationen in Südafrika besucht, um Verbesserungskonzepte auszuarbeiten. Zeitgleich führt sie einen Blog, bringt alle zwei Wochen einen Podcast raus, schreibt ein Buch und arbeitet, um ihre Reisen zu finanzieren.
Ganz schön viel zu tun.
Deswegen beschreibt Michi ihr aktuelles Leben augenzwinkernd als „Chaos“. Auch für sie ist all das ein Lernprozess – geprägt von Euphorie und Enttäuschungen, Auf und Abs. Doch ihr geht die Energie nicht mehr aus, weil sie angefangen hat, das Leben als Geschenk zu betrachten und Liebe zu leben.
„Außerdem nehme ich dieses kurzfristige Leiden für langfristiges Glück gerne in Kauf.“.
Langfristiges Glück, das bedeutet für Michi eines Tages eine eigene Affenfarm in Südafrika zu haben.
Nicht mehr nur als „Brücke“ zwischen Freiwilligenhelfern und Auffangstationen zu fungieren, sondern selbst über diese Brücke zu gehen.
Gemeinsam mit den Affen und ihren Mann möchte sie dann den Bauch in die Höhe strecken, die Sonne darauf scheinen lassen und einfach dankbar sein, dass sie einst dem Ruf ihres Herzens gefolgt ist.
Affe trifft Zebra ♥
Das Gespräch mit Michi hat mir persönlich sehr viel bedeutet. Wir waren direkt auf einer Wellenlänge und hatten einen unglaublich schönen Austausch ♥ Mein buntes Zebra konnte von Michis frechem Affe einiges lernen und vieles mitnehmen.
An Michis Beispiel erkennst du so eindeutig, dass Heilung viele Formen haben kann.
Vor allem zeigt Michis Geschichte aber, was möglich ist, wenn du deine eigenen Begrenzungen hinter dir lässt und dem Ruf deines Herzens folgst.
Du hast immer die Wahl, ob du für dein Leben losgehst und dir dein Traumleben erschaffst ♥
Besuche Michi auf ihrer Website.
Stöbere in ihrem Blog oder lausche ihrem Podcast, wenn du dich für die Themen Freiwilligenarbeit, Tierschutz auf Reisen und Primaten interessiert.
Darüber hinaus ist Michi an einer Crowdfunding-Kampagne von SoulFood Journey beteiligt.
Dabei geht es um ein einzigartiges Buch, in dem 14 Betroffene ihren Weg durch und aus der Essstörung schildern. Du hast die Möglichkeit, das Projekt und Michi zu unterstützen, da nach erfolgreichem Crowdfunding mit jedem Buchverkauf ein Teil des Erlöses an Michis Organisation gespendet
Ich freue mich, wenn du mir einen Kommentar dalässt und mir erzählst, was du dir aus Michis Geschichte mitnehmen konntest.
Alles Liebe,
deine Saskia
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