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#52 Leseprobe: Bananenangst von Patricia Modispacher

Hallo buntes Zebra,

 

Mein Name ist Patricia, ich bin 26 Jahre alt und freue mich sehr, auf dem inspirierenden Blog der wunderbaren Saskia mein erstes Buch vorstellen zu dürfen.

 

Vor allem, weil mir diese Geschichte aus der Seele spricht: Es geht um die vielen Gesichter von Essstörungen. Obwohl es ein fiktionaler Roman ist, lasse ich eigene Erfahrungen einfließen. 

 

Auch ich war jahrelang an einer Essstörung erkrankt, war stark untergewichtig und habe mich schließlich irgendwie zurück ins Leben gekämpft. 

 

Noch immer gibt es Tage, an denen ich mit meinem Körper mehr als unzufrieden bin. Noch immer gibt es Tage, an denen ich denke, ich müsste mir mein Essen erst verdienen. 

Oder ich müsste mehr Sport machen.  Oder denke, dass mein Magenknurren, Einbildung ist. Und ja, noch immer gibt es Tage, an denen ich Angst vor Bananen habe. Aber es wird besser.

 

Diesen Prozess wünsche ich jeder Person.

Deswegen habe ich "Bananenangst" geschrieben.

Leseprobe: Bananenangst

"Du weißt, dass es schlimm ist, wenn das Essen deinen

Tag strukturiert. Du schaust auf die Uhr und rechnest
aus, wann du die nächste Mahlzeit einnehmen darfst. Du
sehnst dich danach, denn du hast fürchterliche Magenschmerzen.
Hungerschmerzen. Um den Bauch zu füllen,
trinkst du Wasser. Sehr viel Wasser. Mindestens fünf Liter
am Tag. Deswegen musst du ständig auf die Toilette
und je mehr du trinkst, umso stärker wird dein Durst. Du
meinst, innerlich zu verdursten, aber der Hunger hört
nicht auf. Während der Anfangszeit hast du noch zuckerfreie
Bonbons gegessen. Gegen den Hunger. Nun weißt
du es aber besser. Ein Bonbon hat zwischen sieben und
zehn Kalorien. Seit dir das bewusst ist, isst du nur noch
Kaugummi. Und hasst dich für jeden einzelnen, der den
Weg in deinen Mund findet, denn ein Kaugummi hat zwei
Kalorien. Deswegen kaust du den ganzen Vormittag auf
demselben herum, obwohl der schon nach wenigen Minuten
an Geschmack verloren hat und sich dein Gaumen
nach Abwechslung sehnt. Am Nachmittag gönnst du dir
einen zweiten Kaugummi und du schließt die Augen, weil
du die Süße genießen willst. Die Schmerzen im Magen
sind aber immer noch da, denn dein Mittagessen war eine
Scheibe Vollkornbrot mit Salat. Du legst den Eisbergsalat
so darauf, dass man meinen könnte, es sei Aufschnitt.
Dazu isst du Gurken. Sie enthalten viel Wasser. Machen
satt. Für ein paar Stunden. Wirklich Energie zum Denken
liefert so ein Essen aber nicht, deswegen fühlst du dich
um 14 Uhr schon wie ein ausgelaugtes Häufchen Elend.
Dein Kopf zieht sich genauso wie dein Magen zusammen.
Es fällt dir schwer, Unterhaltungen zu folgen oder
gar selbst zu denken. All deine Gedanken kreisen um das
Abendessen. Da du den ganzen Tag gehungert hast, willst
du abends deinen Magen so richtig füllen. Deswegen
kochst du ausgiebig. Kohl, Pilze, Spinat, Salat. Dazu ein
Knäckebrot. Während du alles auf deinen Teller schaufelst,
ist dir bewusst, dass dieser Berg an Essen nicht normal
sein kann. Aber im Hinterkopf hast du die Kalorien
deines Essens beim Kochen genau mitgezählt und weißt,
260 Kalorien ist nicht zu viel für das Abendessen. Das ist
noch okay. Du zerteilst das Essen in winzige Stückchen,
willst lange brauchen. Denn das Sättigungsgefühl kommt
erst nach 20 Minuten, das weiß doch jeder. Du schaust
auf die Uhr und merkst, dass du schon seit 40 Minuten
isst. Im Hintergrund läuft eine Dokumentation über den
Klimawandel auf dem Laptop. Du fragst dich, warum die
Welt so ungerecht ist und warum du denn einfach nicht
satt wirst. Natürlich kennst du die Antworten auf die
Fragen. Zumindest auf die zweite: Ohne Kohlenhydrate
wird man schlecht satt. Neben dem Teller liegt ein Knäckebrot.
Du wirst es aber nicht anrühren. Genau wie gestern.
Und vorgestern. Du legst es immer nur neben den
Teller, um es nach dem Aufessen des Gemüses wieder in
den Schrank zu packen. Dabei wirst du dich gut fühlen.
Wieder ein Erfolg. Du bist so diszipliniert! Glückwunsch.
Während du den Teller wäschst, kullern deine Tränen
in das Spülwasser und du fragst dich, wie lange du diese
Einsamkeit noch aushalten kannst. 
[...]"

Meine Gedanken zum Roman

Ich habe mich sehr gefreut, schon vor der offiziellen Veröffentlichung einen Blick in "Bananenangst" werfen zu dürfen. Auf meinem eigenen Weg aus der Essstörung habe ich anfangs unglaublich viele, später immer weniger bis gar keine Bücher mehr gelesen, in denen Essstörungen thematisiert wurden. Auf mich haben diese Bücher wenig ermutigend, sondern größtenteils sehr triggernd gewirkt.

 

Häufig wurden Essstörungen zu oberflächlich und klischeebehaftet behandelt. Vermittelt wurde meist ein falsches Bild: Die Essstörung als Modekrankheit, bei der es nur darum geht, dünn zu sein und so auszusehen wie die Models auf dem Laufsteg. 

Patricias Buch hat einen ganz anderen, ehrlichen Ansatz, der mir sehr gut gefällt. Ich persönlich mag die Rückblende in die Vergangenheit kombiniert mit den Therapiegesprächen im Hier & Jetzt. Das macht die Krankheit nicht nur greif-, sondern auch nachvollziehbar.

 

"Bananenangst" beschreibt außerdem einen Heilungsprozess, bei dem eines ganz am Anfang steht: Der tiefe Wunsch, gesund zu werden. Dieser Wunsch muss von dem Betroffenen selbst kommen, weshalb es äußerst wertvoll aufzuzeigen ist, dass sich die Protagonistin selbst um einen stationären Klinikplatz bemühte.

 

Die Vorstellung der MitpatientInnen zeigt darüber hinaus, dass Essstörungen unterschiedliche Formen und Farben haben und längst nicht mehr nur Frauen betroffen sind. 

Wie die Charaktere im Buch können wir uns auch im echten Leben gegenseitig unterstützen, ermutigen, inspirieren und zeigen, dass Heilung möglich ist. Es ist ein langer Prozess, der nicht nur ein, sondern zehn oder zwanzig Bücher füllen könnte. Das Schöne ist aber, dass er nicht aufhört, in dem Moment, in dem wir das Buch zuschlagen. Weil das Leben da eigentlich erst anfängt.

 

Du bist neugierig geworden und möchtest "Bananenangst" lesen?

Der Roman ist vor Ort im Buchhandel oder über Amazon erhältlich.

Wenn dir das Buch gefallen hat, kannst du Patricia gerne eine Bewertung hinterlassen ♥

 

Alles Liebe,

deine Saskia

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Kommentare: 2
  • #1

    Birgit Midispacher (Dienstag, 30 November 2021 11:46)

    Ich bin begeistert, wie du liebe Saskia dieses wunderbare Buch präsentierst und danke dir sehr.
    L. G. B.

  • #2

    Sonja Ebner (Dienstag, 30 November 2021 19:12)

    Ich bin auch sehr begeistert, wie auch du liebe Saskia dieses wunderbare Buch präsentierst ����.

    LG S.E